Science
Gesponsert
30.9.2024

Zwei Schlüsselphasen des Alterns und was man dagegen tun kann

Forschung legt nahe: Diese zwei Lebensphasen sind entscheidend für die altersbedingten Veränderungen

Mature couple jogging on beach

Zurück

Wenn Sie bemerken, dass Sie plötzlich mehr Falten haben, die Gelenke schmerzen oder das Gefühl aufkommt, über Nacht gealtert zu sein, könnte das wissenschaftlich begründet sein. Neueste Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Altern kein kontinuierlicher, gleichmäßiger Prozess ist, sondern in zwei entscheidenden, beschleunigten Phasen abläuft.

Plötzlich älter? Die Wissenschaft hat eine Erklärung

Eine in Nature Aging veröffentlichte Studie, die 108 gesunde Teilnehmer:innen im Alter von 25 bis 75 Jahren untersuchte, deckte auf, dass der Alterungsprozess offenbar nicht stetig voranschreitet, sondern sich in bestimmten Lebensabschnitten beschleunigt. Über einen Zeitraum von durchschnittlich 1,7 Jahren lieferten die Teilnehmer:innen alle drei bis sechs Monate biologische Proben, darunter Blut- und Stuhlproben. In den gesammelten Daten - mehr als 135.000 Moleküle und Mikroben - stechen zwei Altersphasen besonders heraus: um die 44 und um die 60 Jahre. Diese Zeitpunkte markieren regelrechte „Alterungsgipfel“ und zeigen, dass zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr eine Phase stattfindet, in der man besonders auf seine Gesundheit achten sollte.

Zwei kritische Lebensphasen: Mitte 40 und Anfang 60

„Wir verändern uns nicht allmählich mit der Zeit. Es gibt einige wirklich dramatische Veränderungen“, erklärt Professor Michael Snyder, Genetiker und Direktor des Zentrums für Genomik und personalisierte Medizin an der Stanford University, der Hauptautor der Studie. Er betont, dass sowohl in den 40er als auch in den 60er Jahren bedeutende Umbrüche im Körper stattfinden – unabhängig davon, welche Moleküle betrachtet wurden.

Bei den 108 Teilnehmer:innen, die über einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren regelmäßig Proben abgaben, analysierten die Forscher Moleküle wie RNA, Proteine und Stoffwechselprodukte sowie Mikroben wie Bakterien, Viren und Pilze, die im Darm und auf der Haut leben. Dabei zeigte sich, dass sich die meisten Moleküle und Mikroben nicht einfach gleichmäßig veränderten, sondern dass es vor allem um die Lebensmitte herum, also zwischen Anfang und Mitte 40, und dann noch einmal Anfang 60 zu signifikanten Verschiebungen kam.

Mehr als nur die Menopause: Warum auch Männer betroffen sind

Ursprünglich ging man davon aus, dass der erste Alterungsschub um die Lebensmitte auf perimenopausale Veränderungen bei Frauen zurückzuführen sein könnte, doch die Daten zeigten ähnliche Alterungsmuster auch bei Männern. „Das deutet darauf hin, dass die Menopause zwar eine Rolle spielt, es aber wahrscheinlich andere, wichtigere Faktoren gibt, die diese Veränderungen bei beiden Geschlechtern auslösen“, sagt Dr. Xiaotao Shen, Mitautor der Studie.

Welche Moleküle sich verändern und warum es wichtig ist

Die erste Welle der Veränderungen betraf Moleküle, die mit dem Herz-Kreislauf-System und der Fähigkeit, Koffein, Alkohol und Fette zu verstoffwechseln, in Verbindung stehen. In der zweiten Welle traten Veränderungen bei Molekülen auf, die die Immunregulation, den Kohlenhydratstoffwechsel und die Nierenfunktion beeinflussen. Interessanterweise veränderten sich in beiden Phasen Moleküle, die mit der Haut- und Muskelalterung in Zusammenhang stehen.

Dieses Muster stimmt mit dem überein, was bereits über altersbedingte Krankheiten bekannt ist: Viele davon, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Alzheimer, nehmen um das 60. Lebensjahr zu. Einige dieser Entwicklungen könnten aber auch mit dem Lebensstil oder mit Verhaltensfaktoren zusammenhängen. So könnte die Veränderung des Alkoholstoffwechsels auf einen erhöhten Alkoholkonsum in den mittleren Lebensjahren zurückzuführen sein, einer Zeit, die oft von Stress geprägt ist.

Lebensstil anpassen: Die Chance, gesund zu altern

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass es gerade in Zeiten des beschleunigten Alterns wichtig ist, den Lebensstil anzupassen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unseren Lebenswandel proaktiv ändern sollten, solange wir noch gesund sind“, betont Snyder. Vor allem regelmäßige körperliche Aktivität könne in Phasen des raschen Muskelabbaus von entscheidender Bedeutung sein. Es geht darum, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um länger gesund zu bleiben - bevor das Altern uns überrollt.

Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dem eigenen Lebensstil auseinanderzusetzen. Sie zeigt, dass Altern nicht linear verläuft und dass gerade in der Lebensmitte gezielte Maßnahmen wie mehr Bewegung und gesunde Ernährung entscheidend sein können, um altersbedingte Veränderungen abzufedern.

Referenzen

Shen, X., Wang, C., Zhou, X. et al. Nonlinear dynamics of multi-omics profiles during human aging. Nat Aging (2024). https://doi.org/10.1038/s43587-024-00692-2

Experte

No items found.

Wissenschaftliche Begriffe

Altern

Die biologische Definition des Alterns kann alle Veränderungen im Körper umfassen, die mit dem Altern einhergehen, einschließlich Wachstum, Entwicklung und Reifung. Einige Biologen reservieren den Begriff Seneszenz (siehe unten) für Veränderungen, die mit Funktionsverlust und Abbau im späteren Leben einhergehen, aber im modernen Sprachgebrauch ist Altern ein Synonym für Seneszenz. Demographen haben ihre eigene Definition: Altern ist der Anstieg der Sterbewahrscheinlichkeit, der mit Veränderungen im Körper einhergeht. Dies lässt die Möglichkeit einer negativen Seneszenz (siehe oben) oder einer rückläufigen Alterung zu, bei der die Sterbewahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter abnimmt.

Mikrobiom

griechisch μικρός mikrós ‚klein‘, griechisch βίος bios ‚Leben‘

Alle Mikroorganismen und ihr kollektives genetisches Material, die sich im oder auf dem menschlichen Körper oder in einer anderen Umgebung befinden.

Protein

Eine Kette von Aminosäuren, die zu einer dreidimensionalen Struktur gefaltet sind. Jedes Protein ist darauf spezialisiert, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, damit Zellen wachsen, sich teilen und funktionieren können. Proteine sind eines der vier Makromoleküle, aus denen alle Lebewesen bestehen (Proteine, Lipide, Kohlenhydrate und Nukleinsäuren).

RNA

Abkürzung für Ribonukleinsäure. Wird von einer DNA-Vorlage transkribiert und in der Regel zur Steuerung der Synthese von Proteinen verwendet. CRISPR-assoziierte Proteine verwenden RNAs als Wegweiser, um passende Zielsequenzen in der DNA zu finden.

Zum Glossar

Wenn Sie bemerken, dass Sie plötzlich mehr Falten haben, die Gelenke schmerzen oder das Gefühl aufkommt, über Nacht gealtert zu sein, könnte das wissenschaftlich begründet sein. Neueste Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Altern kein kontinuierlicher, gleichmäßiger Prozess ist, sondern in zwei entscheidenden, beschleunigten Phasen abläuft.

Plötzlich älter? Die Wissenschaft hat eine Erklärung

Eine in Nature Aging veröffentlichte Studie, die 108 gesunde Teilnehmer:innen im Alter von 25 bis 75 Jahren untersuchte, deckte auf, dass der Alterungsprozess offenbar nicht stetig voranschreitet, sondern sich in bestimmten Lebensabschnitten beschleunigt. Über einen Zeitraum von durchschnittlich 1,7 Jahren lieferten die Teilnehmer:innen alle drei bis sechs Monate biologische Proben, darunter Blut- und Stuhlproben. In den gesammelten Daten - mehr als 135.000 Moleküle und Mikroben - stechen zwei Altersphasen besonders heraus: um die 44 und um die 60 Jahre. Diese Zeitpunkte markieren regelrechte „Alterungsgipfel“ und zeigen, dass zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr eine Phase stattfindet, in der man besonders auf seine Gesundheit achten sollte.

Zwei kritische Lebensphasen: Mitte 40 und Anfang 60

„Wir verändern uns nicht allmählich mit der Zeit. Es gibt einige wirklich dramatische Veränderungen“, erklärt Professor Michael Snyder, Genetiker und Direktor des Zentrums für Genomik und personalisierte Medizin an der Stanford University, der Hauptautor der Studie. Er betont, dass sowohl in den 40er als auch in den 60er Jahren bedeutende Umbrüche im Körper stattfinden – unabhängig davon, welche Moleküle betrachtet wurden.

Bei den 108 Teilnehmer:innen, die über einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren regelmäßig Proben abgaben, analysierten die Forscher Moleküle wie RNA, Proteine und Stoffwechselprodukte sowie Mikroben wie Bakterien, Viren und Pilze, die im Darm und auf der Haut leben. Dabei zeigte sich, dass sich die meisten Moleküle und Mikroben nicht einfach gleichmäßig veränderten, sondern dass es vor allem um die Lebensmitte herum, also zwischen Anfang und Mitte 40, und dann noch einmal Anfang 60 zu signifikanten Verschiebungen kam.

Mehr als nur die Menopause: Warum auch Männer betroffen sind

Ursprünglich ging man davon aus, dass der erste Alterungsschub um die Lebensmitte auf perimenopausale Veränderungen bei Frauen zurückzuführen sein könnte, doch die Daten zeigten ähnliche Alterungsmuster auch bei Männern. „Das deutet darauf hin, dass die Menopause zwar eine Rolle spielt, es aber wahrscheinlich andere, wichtigere Faktoren gibt, die diese Veränderungen bei beiden Geschlechtern auslösen“, sagt Dr. Xiaotao Shen, Mitautor der Studie.

Welche Moleküle sich verändern und warum es wichtig ist

Die erste Welle der Veränderungen betraf Moleküle, die mit dem Herz-Kreislauf-System und der Fähigkeit, Koffein, Alkohol und Fette zu verstoffwechseln, in Verbindung stehen. In der zweiten Welle traten Veränderungen bei Molekülen auf, die die Immunregulation, den Kohlenhydratstoffwechsel und die Nierenfunktion beeinflussen. Interessanterweise veränderten sich in beiden Phasen Moleküle, die mit der Haut- und Muskelalterung in Zusammenhang stehen.

Dieses Muster stimmt mit dem überein, was bereits über altersbedingte Krankheiten bekannt ist: Viele davon, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Alzheimer, nehmen um das 60. Lebensjahr zu. Einige dieser Entwicklungen könnten aber auch mit dem Lebensstil oder mit Verhaltensfaktoren zusammenhängen. So könnte die Veränderung des Alkoholstoffwechsels auf einen erhöhten Alkoholkonsum in den mittleren Lebensjahren zurückzuführen sein, einer Zeit, die oft von Stress geprägt ist.

Lebensstil anpassen: Die Chance, gesund zu altern

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass es gerade in Zeiten des beschleunigten Alterns wichtig ist, den Lebensstil anzupassen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unseren Lebenswandel proaktiv ändern sollten, solange wir noch gesund sind“, betont Snyder. Vor allem regelmäßige körperliche Aktivität könne in Phasen des raschen Muskelabbaus von entscheidender Bedeutung sein. Es geht darum, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um länger gesund zu bleiben - bevor das Altern uns überrollt.

Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dem eigenen Lebensstil auseinanderzusetzen. Sie zeigt, dass Altern nicht linear verläuft und dass gerade in der Lebensmitte gezielte Maßnahmen wie mehr Bewegung und gesunde Ernährung entscheidend sein können, um altersbedingte Veränderungen abzufedern.

Experte

Heidelberg

Thorsten Schmitt

Referenzen

Shen, X., Wang, C., Zhou, X. et al. Nonlinear dynamics of multi-omics profiles during human aging. Nat Aging (2024). https://doi.org/10.1038/s43587-024-00692-2

Wissenschaftliche Begriffe

Altern

Die biologische Definition des Alterns kann alle Veränderungen im Körper umfassen, die mit dem Altern einhergehen, einschließlich Wachstum, Entwicklung und Reifung. Einige Biologen reservieren den Begriff Seneszenz (siehe unten) für Veränderungen, die mit Funktionsverlust und Abbau im späteren Leben einhergehen, aber im modernen Sprachgebrauch ist Altern ein Synonym für Seneszenz. Demographen haben ihre eigene Definition: Altern ist der Anstieg der Sterbewahrscheinlichkeit, der mit Veränderungen im Körper einhergeht. Dies lässt die Möglichkeit einer negativen Seneszenz (siehe oben) oder einer rückläufigen Alterung zu, bei der die Sterbewahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter abnimmt.

Mikrobiom

griechisch μικρός mikrós ‚klein‘, griechisch βίος bios ‚Leben‘

Alle Mikroorganismen und ihr kollektives genetisches Material, die sich im oder auf dem menschlichen Körper oder in einer anderen Umgebung befinden.

Protein

Eine Kette von Aminosäuren, die zu einer dreidimensionalen Struktur gefaltet sind. Jedes Protein ist darauf spezialisiert, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, damit Zellen wachsen, sich teilen und funktionieren können. Proteine sind eines der vier Makromoleküle, aus denen alle Lebewesen bestehen (Proteine, Lipide, Kohlenhydrate und Nukleinsäuren).

RNA

Abkürzung für Ribonukleinsäure. Wird von einer DNA-Vorlage transkribiert und in der Regel zur Steuerung der Synthese von Proteinen verwendet. CRISPR-assoziierte Proteine verwenden RNAs als Wegweiser, um passende Zielsequenzen in der DNA zu finden.

Zum Glossar