Metformin – die populäre Anti-Aging-Maßnahme
Das Potenzial von Metformin unterstreicht die Notwendigkeit der Präzisionsmedizin
Anna Shvets
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Metformin wird seit mehr als 60 Jahren erfolgreich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Im Jahr 2019 war es mit mehr als 85 Millionen ausgestellten Rezepten das am vierthäufigsten verschriebene Medikament in den USA.
Metformin wurde zu einem "Liebling" der Alternsforschung, nachdem medizinische Aufzeichnungen zeigten, dass Menschen mit Diabetes, die das Medikament einnahmen, oft länger und gesünder lebten. Das Medikament hat mehrere nachgewiesene gesundheitliche Vorteile, darunter die Verringerung des Risikos von Herzerkrankungen und Krebs sowie die Verbesserung der kognitiven Funktionen im Alter. Da Metformin in mehreren Tiermodellen eine jugendliche Physiologie und Lebensspanne fördert, gehen die Forscher davon aus, dass das Medikament grundlegende Faktoren in der Biologie des Alterns beeinflussen könnte, die für mehrere altersbedingte Erkrankungen beim Menschen verantwortlich sind.
Bevorstehende klinische Studie
Es gibt zwar auch andere vielversprechende Medikamente zur Verhinderung des Alterns beim Menschen, aber das ausgezeichnete Sicherheitsprofil und die niedrigen Kosten von Metformin machen es zu einem natürlichen Mittel für Tests an einer großen Gruppe von Menschen.
Eine klinische Studie mit dem Namen TAME (Targeting Aging with Metformin) hat dieses Jahr begonnen. Die Forscher verfolgen dabei das Auftreten und Fortschreiten altersbedingter Krankheiten wie Herzkrankheiten, Krebs und Demenz. An TAME nehmen mehr als 3.000 Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren in einer Reihe von sechsjährigen Studien an 14 führenden Forschungseinrichtungen im ganzen Land teil. Bei Erfolg wird TAME den Nachweis erbringen, dass das Altern auf die gleiche Weise behandelt werden kann, wie wir derzeit Krankheiten behandeln.
Jüngste Forschungsergebnisse der Buck University, der University of Oregon und der Rutgers University zeigen jedoch, dass genetische Variationen unter den menschlichen Studienteilnehmern die Ergebnisse von TAME wahrscheinlich beeinflussen werden. Die Wissenschaftler kamen zu diesem Schluss, nachdem sie verschiedene Arten des winzigen Spulwurms Caenorhabditis mit Metformin behandelt hatten - wobei die drei getesteten Arten eine größere genetische Variabilität aufweisen als Mäuse und Menschen.
"Die Daten aus der Studie zeigen, dass Metformin die Gesundheit über verschiedene genetische Hintergründe hinweg stark fördern kann", sagt Buck-Professor Dr. Gordon Lithgow, einer der leitenden Wissenschaftler der Studie. "Aber die genetische Variation kann darüber entscheiden, ob Metformin einen positiven, neutralen oder negativen Einfluss auf die Lebensspanne und die Gesundheit hat".
Dr. Lithgow betont, dass die Ergebnisse die Bedeutung der Präzisionsmedizin unterstreichen, d. h. die Anpassung von Behandlungen an den Einzelnen, wenn man den gesundheitlichen Nutzen von Metformin in verschiedenen Bevölkerungsgruppen untersucht. "Im Idealfall wäre es großartig, wenn man schon vor Beginn der Studie feststellen könnte, ob die Menschen wahrscheinlich auf Metformin ansprechen oder nicht", sagt er. "Das ist kein Betrug. Es ist ein Weg, um aussagekräftigere Ergebnisse zu erhalten, vor allem, wenn die Studie Krankheiten wie Herzkrankheiten, Demenz und Krebs untersuchen soll."
Auf dem Weg zur personalisierten Medizin?
Steve Austad, Professor an der Universität von Alabama in Birmingham, befasst sich mit der Biologie des Alterns und ist einer der Wissenschaftler, die der FDA erfolgreich die Idee der TAME-Studie unterbreitet haben. Er war von den Ergebnissen der Wurmstudien nicht überrascht. "Natürlich spielt der genetische Hintergrund eine Rolle", sagt er. "Die Reaktion auf praktisch jedes bekannte Medikament variiert je nach Hintergrund. Die Erwartung, dass dies bei altershemmenden Medikamenten anders sein könnte, bedeutet, dass die Hoffnung die Erfahrung besiegt.“
Ein möglicher Zusatz zu TAME könnte den Forschern bei dem Rätsel helfen, wie man am besten mit unterschiedlichen genetischen Hintergründen in großen Populationen umgeht. Das National Institute on Aging prüft derzeit einen Antrag für TAME BIO, bei dem es um die Erforschung von Biomarkern des Alterns anhand von biologischen Proben (Blut, Plasma, Urin, Stuhl, RNA und DNA) geht, die von den Teilnehmern der TAME-Studie entnommen werden. Diese Proben würden es den Forschern ermöglichen, die Auswirkungen von Metformin auf die TAME-Teilnehmer im Verlauf der sechsjährigen Studie zu testen und zu verfolgen.
Dr. Lithgow hofft, dass TAME BIO umgesetzt wird; in der Zwischenzeit sollten die Ergebnisse der jüngsten Wurmexperimente seiner Meinung nach eine "Warnung" für Alternsforscher sein, von denen viele ständig über Metformin sprechen. "Es ist wichtig zu betonen, wie sehr die Berücksichtigung der genetischen Vielfalt von Bedeutung ist, da Metformin als mögliche Anti-Aging-Maßnahme an Popularität gewinnt", sagt er. "Die Biologie des Alterns ist komplex, und das gilt auch für den Menschen. Es ist unerlässlich, dass wir die individuellen Unterschiede berücksichtigen, wenn Metformin und hoffentlich auch andere Medikamente in die Klinik kommen. Die personalisierte Medizin ist die Welle der Zukunft, und wir müssen dies in unsere Forschungspläne einbeziehen.“
Referenzen
- Onken, B., Sedore, C. A., Coleman‐Hulbert, A. L., Hall, D., Johnson, E., Jones, E. G., Banse, S. A., Huynh, P., Guo, S., Xue, J., Chen, E., Harinath, G., Foulger, A., Chao, E. A., Hope, J., Bhaumik, D., Plummer, T., Inman, D., Morshead, M., . . . Driscoll, M. (2021). Metformin treatment of diverse Caenorhabditis species reveals theimportance of genetic background in longevity and healthspan extension outcomes. Aging Cell, 21(1).
- TAME BIO Biomarkers Study. (o. D.). American Federation for Aging Research. https://www.afar.org/tame-biomarkers-study
- TAME - Targeting Aging with Metformin. (o. D.). American Federation for Aging Research. https://www.afar.org/tame-trial
Publiziert
22.7.2024
Kategorie
Longevity
Experte
Metformin wird seit mehr als 60 Jahren erfolgreich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Im Jahr 2019 war es mit mehr als 85 Millionen ausgestellten Rezepten das am vierthäufigsten verschriebene Medikament in den USA.
Metformin wurde zu einem "Liebling" der Alternsforschung, nachdem medizinische Aufzeichnungen zeigten, dass Menschen mit Diabetes, die das Medikament einnahmen, oft länger und gesünder lebten. Das Medikament hat mehrere nachgewiesene gesundheitliche Vorteile, darunter die Verringerung des Risikos von Herzerkrankungen und Krebs sowie die Verbesserung der kognitiven Funktionen im Alter. Da Metformin in mehreren Tiermodellen eine jugendliche Physiologie und Lebensspanne fördert, gehen die Forscher davon aus, dass das Medikament grundlegende Faktoren in der Biologie des Alterns beeinflussen könnte, die für mehrere altersbedingte Erkrankungen beim Menschen verantwortlich sind.
Bevorstehende klinische Studie
Es gibt zwar auch andere vielversprechende Medikamente zur Verhinderung des Alterns beim Menschen, aber das ausgezeichnete Sicherheitsprofil und die niedrigen Kosten von Metformin machen es zu einem natürlichen Mittel für Tests an einer großen Gruppe von Menschen.
Eine klinische Studie mit dem Namen TAME (Targeting Aging with Metformin) hat dieses Jahr begonnen. Die Forscher verfolgen dabei das Auftreten und Fortschreiten altersbedingter Krankheiten wie Herzkrankheiten, Krebs und Demenz. An TAME nehmen mehr als 3.000 Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren in einer Reihe von sechsjährigen Studien an 14 führenden Forschungseinrichtungen im ganzen Land teil. Bei Erfolg wird TAME den Nachweis erbringen, dass das Altern auf die gleiche Weise behandelt werden kann, wie wir derzeit Krankheiten behandeln.
Jüngste Forschungsergebnisse der Buck University, der University of Oregon und der Rutgers University zeigen jedoch, dass genetische Variationen unter den menschlichen Studienteilnehmern die Ergebnisse von TAME wahrscheinlich beeinflussen werden. Die Wissenschaftler kamen zu diesem Schluss, nachdem sie verschiedene Arten des winzigen Spulwurms Caenorhabditis mit Metformin behandelt hatten - wobei die drei getesteten Arten eine größere genetische Variabilität aufweisen als Mäuse und Menschen.
"Die Daten aus der Studie zeigen, dass Metformin die Gesundheit über verschiedene genetische Hintergründe hinweg stark fördern kann", sagt Buck-Professor Dr. Gordon Lithgow, einer der leitenden Wissenschaftler der Studie. "Aber die genetische Variation kann darüber entscheiden, ob Metformin einen positiven, neutralen oder negativen Einfluss auf die Lebensspanne und die Gesundheit hat".
Dr. Lithgow betont, dass die Ergebnisse die Bedeutung der Präzisionsmedizin unterstreichen, d. h. die Anpassung von Behandlungen an den Einzelnen, wenn man den gesundheitlichen Nutzen von Metformin in verschiedenen Bevölkerungsgruppen untersucht. "Im Idealfall wäre es großartig, wenn man schon vor Beginn der Studie feststellen könnte, ob die Menschen wahrscheinlich auf Metformin ansprechen oder nicht", sagt er. "Das ist kein Betrug. Es ist ein Weg, um aussagekräftigere Ergebnisse zu erhalten, vor allem, wenn die Studie Krankheiten wie Herzkrankheiten, Demenz und Krebs untersuchen soll."
Auf dem Weg zur personalisierten Medizin?
Steve Austad, Professor an der Universität von Alabama in Birmingham, befasst sich mit der Biologie des Alterns und ist einer der Wissenschaftler, die der FDA erfolgreich die Idee der TAME-Studie unterbreitet haben. Er war von den Ergebnissen der Wurmstudien nicht überrascht. "Natürlich spielt der genetische Hintergrund eine Rolle", sagt er. "Die Reaktion auf praktisch jedes bekannte Medikament variiert je nach Hintergrund. Die Erwartung, dass dies bei altershemmenden Medikamenten anders sein könnte, bedeutet, dass die Hoffnung die Erfahrung besiegt.“
Ein möglicher Zusatz zu TAME könnte den Forschern bei dem Rätsel helfen, wie man am besten mit unterschiedlichen genetischen Hintergründen in großen Populationen umgeht. Das National Institute on Aging prüft derzeit einen Antrag für TAME BIO, bei dem es um die Erforschung von Biomarkern des Alterns anhand von biologischen Proben (Blut, Plasma, Urin, Stuhl, RNA und DNA) geht, die von den Teilnehmern der TAME-Studie entnommen werden. Diese Proben würden es den Forschern ermöglichen, die Auswirkungen von Metformin auf die TAME-Teilnehmer im Verlauf der sechsjährigen Studie zu testen und zu verfolgen.
Dr. Lithgow hofft, dass TAME BIO umgesetzt wird; in der Zwischenzeit sollten die Ergebnisse der jüngsten Wurmexperimente seiner Meinung nach eine "Warnung" für Alternsforscher sein, von denen viele ständig über Metformin sprechen. "Es ist wichtig zu betonen, wie sehr die Berücksichtigung der genetischen Vielfalt von Bedeutung ist, da Metformin als mögliche Anti-Aging-Maßnahme an Popularität gewinnt", sagt er. "Die Biologie des Alterns ist komplex, und das gilt auch für den Menschen. Es ist unerlässlich, dass wir die individuellen Unterschiede berücksichtigen, wenn Metformin und hoffentlich auch andere Medikamente in die Klinik kommen. Die personalisierte Medizin ist die Welle der Zukunft, und wir müssen dies in unsere Forschungspläne einbeziehen.“
Experte
Referenzen
- Onken, B., Sedore, C. A., Coleman‐Hulbert, A. L., Hall, D., Johnson, E., Jones, E. G., Banse, S. A., Huynh, P., Guo, S., Xue, J., Chen, E., Harinath, G., Foulger, A., Chao, E. A., Hope, J., Bhaumik, D., Plummer, T., Inman, D., Morshead, M., . . . Driscoll, M. (2021). Metformin treatment of diverse Caenorhabditis species reveals theimportance of genetic background in longevity and healthspan extension outcomes. Aging Cell, 21(1).
- TAME BIO Biomarkers Study. (o. D.). American Federation for Aging Research. https://www.afar.org/tame-biomarkers-study
- TAME - Targeting Aging with Metformin. (o. D.). American Federation for Aging Research. https://www.afar.org/tame-trial
Publiziert
22.7.2024
Kategorie
Longevity
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