Können wir unsere Lebenserwartung steigern? Die Wissenschaft gibt Antworten
Gene allein sind nicht entscheidend für ein längeres Leben; ein gesunder Lebensstil und Risikovermeidung spielen eine entscheidende Rolle.
Cottonbro Studio
Lebenserwartung und Langlebigkeit sind faszinierende Themen, die sich auf verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens beziehen. Ein langes Leben ist nicht ausschließlich durch die genetische Veranlagung vorbestimmt. Die Wissenschaft zeigt, dass ein gesunder Lebensstil und die Vermeidung von Risikofaktoren die Lebenserwartung positiv beeinflussen können.
Der Begriff "Langlebigkeit" wird häufig als Synonym für ein langes Leben verwendet. Dabei ist zu betonen, dass medizinische Fortschritte erheblichen dazu beigetragen haben, dass viele Menschen ihr potenzielles Höchstalter erreichen. Doch dieser Fortschritt allein ist nicht der einzige Faktor, der die Lebenserwartung beeinflusst. Die Forschung zeigt, dass neben genetischen Faktoren auch der Lebensstil und Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle spielen. Einige dieser Einflüsse können beeinflusst werden, andere sind mehr oder weniger konstant.
Unterschied zwischen Langlebigkeit, Lebensspanne und Lebenserwartung
Es gibt Nuancen zwischen den drei Begriffen. Langlebigkeit bezieht sich auf eine längere Lebenserwartung im Vergleich zu den meisten Menschen, die ein gesundes Leben führen. Die Lebenserwartung gibt an, wie lange eine Person aufgrund ihres Geburtsjahres und anderer demografischer Faktoren voraussichtlich noch leben wird. Dank jahrzehntelanger medizinischer Innovationen hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung verlängert.
Steigende Lebenserwartung ebnet den Weg für die Langlebigkeitsforschung
Im 20. Jahrhundert ist die Lebenserwartung dank der Fortschritte in der Medizin und im Gesundheitswesen deutlich gestiegen. Dieser Anstieg ist insbesondere auf die Vermeidung von vorzeitigem Tod im Kindesalter zurückzuführen. Seit einiger Zeit ist jedoch ein eher bescheidener Anstieg der allgemeinen Lebenserwartung zu verzeichnen, da die Menschen länger leben und altersbedingte chronische Krankheiten zunehmen.
Die Langlebigkeitsforschung konzentriert sich nun auf die Verlängerung des Lebens im höheren Alter. Hier stellt sich die zentrale Frage: Wie kann die Lebenserwartung erhöht werden und welche Rolle spielt dabei die Genetik?
Entgegen der Annahme, dass unsere Gene bestimmen, wie lange wir leben, zeigt die Forschung, dass bei Zwillingen nur 20 bis 30 Prozent der Unterschiede in der Lebenserwartung erblich bedingt sind. Die Sequenzierung des gesamten Genoms ermöglicht eine genauere Analyse der genetischen Varianten, die mit dem Altern zusammenhängen. Studien haben gezeigt, dass Kinder von Eltern mit hoher Lebenserwartung bestimmte genetische Varianten aufweisen, die mit Herzgesundheit, BMI, Cholesterin- und Triglycerid Werten, Diabetes, entzündlichen Darmerkrankungen und Alzheimer in Verbindung stehen.
Einfluss des Lebensstils auf die Lebenserwartung
Der Einfluss des Lebensstils auf die Lebenserwartung ist beträchtlich. Faktoren wie Schlaf, Ernährung, körperliche Aktivität, Intervallfasten, soziale Netzwerke sowie Alkohol- und Tabakkonsum spielen eine entscheidende Rolle.
Schlaf
Schlaf spielt eine wichtige Rolle für Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Stimmung, Stressbewältigung und die Reparatur von Zellen und Muskeln. Es hat sich herausgestellt, dass es bei Menschen mit langer Lebensdauer einige gemeinsame Schlafmerkmale gibt. In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2014 wurden die Schlafgewohnheiten von 85-Jährigen und Älteren, mit denen von 60-Jährigen verglichen. Die Analyse ergab, dass die ältere Gruppe einen strengen Schlaf-Wach-Rhythmus und einen tiefen Schlaf hatte. Außerdem hatten sie höhere HDL-Cholesterinwerte (gutes Cholesterin) und niedrigere Triglyceridwerte als ihre etwas jüngeren Altersgenossen.
Auch wenn diese Studie nicht bedeutet, dass guter Schlaf das Leben um Jahrzehnte verlängert, so zeigt sie doch, dass es einen Zusammenhang zwischen Schlaf, Langlebigkeit und Fettstoffwechsel gibt.
Ernährung
Es gibt zahlreiche Belege für einen engen Zusammenhang zwischen Lebensmitteln, Ernährung und Alterung. Hier sind einige Nahrungsmittel, die den Alterungsprozess fördern oder behindern können:
- Rotes Fleisch: Eine Studie, die den Zusammenhang zwischen tierischen und pflanzlichen Eiweißquellen und dem Sterberisiko untersuchte, ergab, dass sowohl ein höheres Verhältnis von tierischem zu pflanzlichem Eiweiß als auch ein insgesamt höherer Fleischkonsum mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sind.
- Kaffee und grüner Tee: Kaffee- und Teekonsum werden mit Langlebigkeit in Verbindung gebracht. Verglichen mit dem Verzicht auf Kaffee ist der Konsum von drei Tassen Kaffee pro Tag mit einem um 12 bis 17 % geringeren Risiko verbunden, an allen Ursachen zu sterben. Der Konsum von vier Tassen grünem Tee pro Tag ist mit einer fünfprozentigen Verringerung der Gesamtmortalität verbunden.
- Gemüse: Kreuzblütler wie Brokkoli, Rosenkohl, Kohl, Blumenkohl und Grünkohl enthalten Sulforaphan, eine schwefelhaltige Verbindung, die entzündungshemmende und entgiftende Mechanismen aktiviert. Sulforaphan kann den Alterungsprozess auf zellulärer Ebene unterstützen und dem Körper helfen, mit alltäglichen Stressfaktoren umzugehen.
Körperliche Aktivität
Der natürliche Abbau von Muskeln und fettfreier Körpermasse setzt mit zunehmendem Alter ein und kann bereits ab Anfang Vierzig beginnen. Widerstandstraining stimuliert das Muskelwachstum und ist das beste Mittel, um diesem altersbedingten Muskelabbau entgegenzuwirken. Eine groß angelegte Studie hat gezeigt, dass Menschen mittleren und höheren Alters, die ihre körperliche Aktivität steigern, besser vor der Gesamtmortalität geschützt sind als inaktive Personen.
Intervall-Fasten
Regelmäßiges Intervall-Fasten - einschließlich intermittierender Diäten, alternierendem Fasten oder 5:2-Intervallfasten - kann die Lebenserwartung verlängern und schützt nachweislich vor altersbedingten chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Soziale Netze und Beziehungen
Soziale Beziehungen haben nachweislich einen Einfluss auf Gesundheit und Langlebigkeit. Studien zeigen, dass soziale Isolation, insbesondere bei älteren Menschen, die Wahrscheinlichkeit zu sterben um 50 bis 91 Prozent erhöhen kann.
Alkoholkonsum und Rauchen
Eine Studie aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass ein mäßiger Alkoholkonsum, d.h. nicht mehr als ein Glas pro Tag, die Lebenserwartung um fast ein Jahr erhöht, während ein höherer Alkoholkonsum zu einem Verlust von fast sieben Jahren führt. Der Verlust betrug mehr als 10 Jahre, wenn die Trinker auch rauchten, was bei der Mehrheit (65-80%) der Fall war.
In einer früheren Studie wurde festgestellt, dass Raucher, die im Alter von 35 Jahren mit dem Rauchen aufhören, ihre Lebenserwartung um sieben bis fast neun Jahre verlängern können.
Wie lässt sich feststellen, wie gut man altert?
Heute ist es nicht mehr unmöglich, 100 Jahre und älter zu werden. Aber die Menschen altern unterschiedlich schnell. Und der Geburtstag ist nicht der beste Indikator dafür, wie alt man wirklich ist. Lebensstilentscheidungen wie Ernährung, körperliche Aktivität und soziale Kontakte spielen eine Rolle, wenn es darum geht, den Tod hinauszuzögern oder vorzeitig herbeizuführen. Aber auch schon vorher wirken sich diese Lebensstilentscheidungen entweder positiv oder negativ auf den inneren Zustand des Körpers aus.
Um herauszufinden, wie schnell man altert, gibt es die folgenden gängigen Methoden:
- Biomarker: Es gibt bestimmte Biomarker, die oxidativen Stress und bestimmte Alterungsprozesse anzeigen können, wie z. B. Glykations-Endprodukte (AGEs), die mit Alterungsprozessen in Verbindung gebracht werden.
- Biologisches Alter: Diese Methode versucht, das biologische Alter zu bestimmen, das sich aus der Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren ergibt. Es gibt verschiedene Tests, die auf unterschiedlichen biologischen Parametern basieren, wie z.B. Telomerlänge, Methylierungsmuster, epigenetische Tests, Tests der Immunfunktion usw.
- Physikalische Tests: Einige physikalische Tests können zur Beobachtung des Alterungsverhaltens eingesetzt werden. Dazu gehören z.B. die Bestimmung der Muskelkraft, des Gleichgewichts und der Körperhaltung, die Messung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, des Cholesterinspiegels und anderer Blutparameter.
- Kognitive Tests: Die kognitive Funktion kann ein guter Indikator für den Alterungsprozess sein. Der Einsatz kognitiver Tests kann dazu beitragen, den Alterungsprozess und die Abnahme der kognitiven Funktion zu messen.
Auch wenn es möglich ist, das Altern anhand von Biomarkern und diversen Tests zu beobachten, ist zu betonen, dass keine Methode für sich allein eine absolute Aussage über das Altern erlaubt.
Generell lässt sich aus der Forschung allerdings ableiten, dass ein ausgewogener Lebensstil, der auf regelmäßigem Schlaf, gesunder Ernährung, körperlicher Aktivität, starken sozialen Beziehungen und einem moderaten Lebensstil basiert, der Schlüssel zu einer höheren Lebenserwartung ist.
Referenzen
- Olshansky, S. J. & Carnes, B. A. (2019). Inconvenient Truths About Human Longevity. The Journals of Gerontology: Series A, 74(Supplement_1), S7–S12. https://doi.org/10.1093/gerona/glz098
- Pilling, L. C., Atkins, J. L., Bowman, K., Jones, S. E., Tyrrell, J., Beaumont, R. N., Ruth, K. S., Tuke, M. A., Yaghootkar, H., Wood, A. R., Freathy, R. M., Murray, A., Weedon, M. N., Xue, L., Lunetta, K., Murabito, J. M., Harries, L. W., Robine, J. M., Brayne, C., . . . Melzer, D. (2016). Human longevity is influenced by many genetic variants: evidence from 75,000 UK Biobank participants. Aging, 8(3), 547–560. https://doi.org/10.18632/aging.100930
- Giuliani, C., Garagnani, P. & Franceschi, C. (2018). Genetics of Human Longevity Within an Eco-Evolutionary Nature-Nurture Framework. Circulation Research, 123(7), 745–772. https://doi.org/10.1161/circresaha.118.312562
- Worley SL. The Extraordinary Importance of Sleep: The Detrimental Effects of Inadequate Sleep on Health and Public Safety Drive an Explosion of Sleep Research. P T. 2018 Dec;43(12):758-763. PMID: 30559589; PMCID: PMC6281147.
- Mazzotti, D. R., Guindalini, C., Moraes, W. A. D. S., Andersen, M. L., Cendoroglo, M. S., Ramos, L. R. & Tufik, S. (2014). Human longevity is associated with regular sleep patterns, maintenance of slow wave sleep, and favorable lipid profile. Frontiers in Aging Neuroscience, 6. https://doi.org/10.3389/fnagi.2014.00134
- Virtanen, H. E., Voutilainen, S., Koskinen, T. T., Mursu, J., Kokko, P., Ylilauri, M. P., Tuomainen, T. P., Salonen, J. T. & Virtanen, J. K. (2019). Dietary proteins and protein sources and risk of death: the Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study. The American Journal of Clinical Nutrition, 109(5), 1462–1471. https://doi.org/10.1093/ajcn/nqz025
- Malerba, S., Turati, F., Galeone, C., Pelucchi, C., Verga, F., La Vecchia, C. & Tavani, A. (2013). A meta-analysis of prospective studies of coffee consumption and mortality for all causes, cancers and cardiovascular diseases. European Journal of Epidemiology, 28(7), 527–539. https://doi.org/10.1007/s10654-013-9834-7
- Poole, R., Kennedy, O. J., Roderick, P., Fallowfield, J. A., Hayes, P. C. & Parkes, J. (2017). Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. BMJ, j5024. https://doi.org/10.1136/bmj.j5024
- Kubo, E., Chhunchha, B., Singh, P., Sasaki, H. & Singh, D. P. (2017). Sulforaphane reactivates cellular antioxidant defense by inducing Nrf2/ARE/Prdx6 activity during aging and oxidative stress. Scientific Reports, 7(1). https://doi.org/10.1038/s41598-017-14520-8
- Mattson, M. P., Longo, V. D. & Harvie, M. (2017). Impact of intermittent fasting on health and disease processes. Ageing Research Reviews, 39, 46–58. https://doi.org/10.1016/j.arr.2016.10.005
- Yang, Y. C., Boen, C., Gerken, K., Li, T., Schorpp, K. & Harris, K. M. (2016). Social relationships and physiological determinants of longevity across the human life span. Proceedings of the National Academy of Sciences, 113(3), 578–583. https://doi.org/10.1073/pnas.1511085112
- van den Brandt, P. A. & Brandts, L. (2020). Alcohol consumption in later life and reaching longevity: the Netherlands Cohort Study. Age and Ageing, 49(3), 395–402. https://doi.org/10.1093/ageing/afaa003
- Abdullah, S. M., Defina, L. F., Leonard, D., Barlow, C. E., Radford, N. B., Willis, B. L., Rohatgi, A., McGuire, D. K., de Lemos, J. A., Grundy, S. M., Berry, J. D. & Khera, A. (2018). Long-Term Association of Low-Density Lipoprotein Cholesterol With Cardiovascular Mortality in Individuals at Low 10-Year Risk of Atherosclerotic Cardiovascular Disease. Circulation, 138(21), 2315–2325. https://doi.org/10.1161/circulationaha.118.034273
- Furman, D., Campisi, J., Verdin, E., Carrera-Bastos, P., Targ, S., Franceschi, C., Ferrucci, L., Gilroy, D. W., Fasano, A., Miller, G. W., Miller, A. H., Mantovani, A., Weyand, C. M., Barzilai, N., Goronzy, J. J., Rando, T. A., Effros, R. B., Lucia, A., Kleinstreuer, N. & Slavich, G. M. (2019). Chronic inflammation in the etiology of disease across the life span. Nature Medicine, 25(12), 1822–1832. https://doi.org/10.1038/s41591-019-0675-0
Publiziert
22.7.2024
Kategorie
Longevity
Experte
Lebenserwartung und Langlebigkeit sind faszinierende Themen, die sich auf verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens beziehen. Ein langes Leben ist nicht ausschließlich durch die genetische Veranlagung vorbestimmt. Die Wissenschaft zeigt, dass ein gesunder Lebensstil und die Vermeidung von Risikofaktoren die Lebenserwartung positiv beeinflussen können.
Der Begriff "Langlebigkeit" wird häufig als Synonym für ein langes Leben verwendet. Dabei ist zu betonen, dass medizinische Fortschritte erheblichen dazu beigetragen haben, dass viele Menschen ihr potenzielles Höchstalter erreichen. Doch dieser Fortschritt allein ist nicht der einzige Faktor, der die Lebenserwartung beeinflusst. Die Forschung zeigt, dass neben genetischen Faktoren auch der Lebensstil und Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle spielen. Einige dieser Einflüsse können beeinflusst werden, andere sind mehr oder weniger konstant.
Unterschied zwischen Langlebigkeit, Lebensspanne und Lebenserwartung
Es gibt Nuancen zwischen den drei Begriffen. Langlebigkeit bezieht sich auf eine längere Lebenserwartung im Vergleich zu den meisten Menschen, die ein gesundes Leben führen. Die Lebenserwartung gibt an, wie lange eine Person aufgrund ihres Geburtsjahres und anderer demografischer Faktoren voraussichtlich noch leben wird. Dank jahrzehntelanger medizinischer Innovationen hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung verlängert.
Steigende Lebenserwartung ebnet den Weg für die Langlebigkeitsforschung
Im 20. Jahrhundert ist die Lebenserwartung dank der Fortschritte in der Medizin und im Gesundheitswesen deutlich gestiegen. Dieser Anstieg ist insbesondere auf die Vermeidung von vorzeitigem Tod im Kindesalter zurückzuführen. Seit einiger Zeit ist jedoch ein eher bescheidener Anstieg der allgemeinen Lebenserwartung zu verzeichnen, da die Menschen länger leben und altersbedingte chronische Krankheiten zunehmen.
Die Langlebigkeitsforschung konzentriert sich nun auf die Verlängerung des Lebens im höheren Alter. Hier stellt sich die zentrale Frage: Wie kann die Lebenserwartung erhöht werden und welche Rolle spielt dabei die Genetik?
Entgegen der Annahme, dass unsere Gene bestimmen, wie lange wir leben, zeigt die Forschung, dass bei Zwillingen nur 20 bis 30 Prozent der Unterschiede in der Lebenserwartung erblich bedingt sind. Die Sequenzierung des gesamten Genoms ermöglicht eine genauere Analyse der genetischen Varianten, die mit dem Altern zusammenhängen. Studien haben gezeigt, dass Kinder von Eltern mit hoher Lebenserwartung bestimmte genetische Varianten aufweisen, die mit Herzgesundheit, BMI, Cholesterin- und Triglycerid Werten, Diabetes, entzündlichen Darmerkrankungen und Alzheimer in Verbindung stehen.
Einfluss des Lebensstils auf die Lebenserwartung
Der Einfluss des Lebensstils auf die Lebenserwartung ist beträchtlich. Faktoren wie Schlaf, Ernährung, körperliche Aktivität, Intervallfasten, soziale Netzwerke sowie Alkohol- und Tabakkonsum spielen eine entscheidende Rolle.
Schlaf
Schlaf spielt eine wichtige Rolle für Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Stimmung, Stressbewältigung und die Reparatur von Zellen und Muskeln. Es hat sich herausgestellt, dass es bei Menschen mit langer Lebensdauer einige gemeinsame Schlafmerkmale gibt. In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2014 wurden die Schlafgewohnheiten von 85-Jährigen und Älteren, mit denen von 60-Jährigen verglichen. Die Analyse ergab, dass die ältere Gruppe einen strengen Schlaf-Wach-Rhythmus und einen tiefen Schlaf hatte. Außerdem hatten sie höhere HDL-Cholesterinwerte (gutes Cholesterin) und niedrigere Triglyceridwerte als ihre etwas jüngeren Altersgenossen.
Auch wenn diese Studie nicht bedeutet, dass guter Schlaf das Leben um Jahrzehnte verlängert, so zeigt sie doch, dass es einen Zusammenhang zwischen Schlaf, Langlebigkeit und Fettstoffwechsel gibt.
Ernährung
Es gibt zahlreiche Belege für einen engen Zusammenhang zwischen Lebensmitteln, Ernährung und Alterung. Hier sind einige Nahrungsmittel, die den Alterungsprozess fördern oder behindern können:
- Rotes Fleisch: Eine Studie, die den Zusammenhang zwischen tierischen und pflanzlichen Eiweißquellen und dem Sterberisiko untersuchte, ergab, dass sowohl ein höheres Verhältnis von tierischem zu pflanzlichem Eiweiß als auch ein insgesamt höherer Fleischkonsum mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sind.
- Kaffee und grüner Tee: Kaffee- und Teekonsum werden mit Langlebigkeit in Verbindung gebracht. Verglichen mit dem Verzicht auf Kaffee ist der Konsum von drei Tassen Kaffee pro Tag mit einem um 12 bis 17 % geringeren Risiko verbunden, an allen Ursachen zu sterben. Der Konsum von vier Tassen grünem Tee pro Tag ist mit einer fünfprozentigen Verringerung der Gesamtmortalität verbunden.
- Gemüse: Kreuzblütler wie Brokkoli, Rosenkohl, Kohl, Blumenkohl und Grünkohl enthalten Sulforaphan, eine schwefelhaltige Verbindung, die entzündungshemmende und entgiftende Mechanismen aktiviert. Sulforaphan kann den Alterungsprozess auf zellulärer Ebene unterstützen und dem Körper helfen, mit alltäglichen Stressfaktoren umzugehen.
Körperliche Aktivität
Der natürliche Abbau von Muskeln und fettfreier Körpermasse setzt mit zunehmendem Alter ein und kann bereits ab Anfang Vierzig beginnen. Widerstandstraining stimuliert das Muskelwachstum und ist das beste Mittel, um diesem altersbedingten Muskelabbau entgegenzuwirken. Eine groß angelegte Studie hat gezeigt, dass Menschen mittleren und höheren Alters, die ihre körperliche Aktivität steigern, besser vor der Gesamtmortalität geschützt sind als inaktive Personen.
Intervall-Fasten
Regelmäßiges Intervall-Fasten - einschließlich intermittierender Diäten, alternierendem Fasten oder 5:2-Intervallfasten - kann die Lebenserwartung verlängern und schützt nachweislich vor altersbedingten chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Soziale Netze und Beziehungen
Soziale Beziehungen haben nachweislich einen Einfluss auf Gesundheit und Langlebigkeit. Studien zeigen, dass soziale Isolation, insbesondere bei älteren Menschen, die Wahrscheinlichkeit zu sterben um 50 bis 91 Prozent erhöhen kann.
Alkoholkonsum und Rauchen
Eine Studie aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass ein mäßiger Alkoholkonsum, d.h. nicht mehr als ein Glas pro Tag, die Lebenserwartung um fast ein Jahr erhöht, während ein höherer Alkoholkonsum zu einem Verlust von fast sieben Jahren führt. Der Verlust betrug mehr als 10 Jahre, wenn die Trinker auch rauchten, was bei der Mehrheit (65-80%) der Fall war.
In einer früheren Studie wurde festgestellt, dass Raucher, die im Alter von 35 Jahren mit dem Rauchen aufhören, ihre Lebenserwartung um sieben bis fast neun Jahre verlängern können.
Wie lässt sich feststellen, wie gut man altert?
Heute ist es nicht mehr unmöglich, 100 Jahre und älter zu werden. Aber die Menschen altern unterschiedlich schnell. Und der Geburtstag ist nicht der beste Indikator dafür, wie alt man wirklich ist. Lebensstilentscheidungen wie Ernährung, körperliche Aktivität und soziale Kontakte spielen eine Rolle, wenn es darum geht, den Tod hinauszuzögern oder vorzeitig herbeizuführen. Aber auch schon vorher wirken sich diese Lebensstilentscheidungen entweder positiv oder negativ auf den inneren Zustand des Körpers aus.
Um herauszufinden, wie schnell man altert, gibt es die folgenden gängigen Methoden:
- Biomarker: Es gibt bestimmte Biomarker, die oxidativen Stress und bestimmte Alterungsprozesse anzeigen können, wie z. B. Glykations-Endprodukte (AGEs), die mit Alterungsprozessen in Verbindung gebracht werden.
- Biologisches Alter: Diese Methode versucht, das biologische Alter zu bestimmen, das sich aus der Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren ergibt. Es gibt verschiedene Tests, die auf unterschiedlichen biologischen Parametern basieren, wie z.B. Telomerlänge, Methylierungsmuster, epigenetische Tests, Tests der Immunfunktion usw.
- Physikalische Tests: Einige physikalische Tests können zur Beobachtung des Alterungsverhaltens eingesetzt werden. Dazu gehören z.B. die Bestimmung der Muskelkraft, des Gleichgewichts und der Körperhaltung, die Messung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, des Cholesterinspiegels und anderer Blutparameter.
- Kognitive Tests: Die kognitive Funktion kann ein guter Indikator für den Alterungsprozess sein. Der Einsatz kognitiver Tests kann dazu beitragen, den Alterungsprozess und die Abnahme der kognitiven Funktion zu messen.
Auch wenn es möglich ist, das Altern anhand von Biomarkern und diversen Tests zu beobachten, ist zu betonen, dass keine Methode für sich allein eine absolute Aussage über das Altern erlaubt.
Generell lässt sich aus der Forschung allerdings ableiten, dass ein ausgewogener Lebensstil, der auf regelmäßigem Schlaf, gesunder Ernährung, körperlicher Aktivität, starken sozialen Beziehungen und einem moderaten Lebensstil basiert, der Schlüssel zu einer höheren Lebenserwartung ist.
Experte
Referenzen
- Olshansky, S. J. & Carnes, B. A. (2019). Inconvenient Truths About Human Longevity. The Journals of Gerontology: Series A, 74(Supplement_1), S7–S12. https://doi.org/10.1093/gerona/glz098
- Pilling, L. C., Atkins, J. L., Bowman, K., Jones, S. E., Tyrrell, J., Beaumont, R. N., Ruth, K. S., Tuke, M. A., Yaghootkar, H., Wood, A. R., Freathy, R. M., Murray, A., Weedon, M. N., Xue, L., Lunetta, K., Murabito, J. M., Harries, L. W., Robine, J. M., Brayne, C., . . . Melzer, D. (2016). Human longevity is influenced by many genetic variants: evidence from 75,000 UK Biobank participants. Aging, 8(3), 547–560. https://doi.org/10.18632/aging.100930
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- Worley SL. The Extraordinary Importance of Sleep: The Detrimental Effects of Inadequate Sleep on Health and Public Safety Drive an Explosion of Sleep Research. P T. 2018 Dec;43(12):758-763. PMID: 30559589; PMCID: PMC6281147.
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- Mattson, M. P., Longo, V. D. & Harvie, M. (2017). Impact of intermittent fasting on health and disease processes. Ageing Research Reviews, 39, 46–58. https://doi.org/10.1016/j.arr.2016.10.005
- Yang, Y. C., Boen, C., Gerken, K., Li, T., Schorpp, K. & Harris, K. M. (2016). Social relationships and physiological determinants of longevity across the human life span. Proceedings of the National Academy of Sciences, 113(3), 578–583. https://doi.org/10.1073/pnas.1511085112
- van den Brandt, P. A. & Brandts, L. (2020). Alcohol consumption in later life and reaching longevity: the Netherlands Cohort Study. Age and Ageing, 49(3), 395–402. https://doi.org/10.1093/ageing/afaa003
- Abdullah, S. M., Defina, L. F., Leonard, D., Barlow, C. E., Radford, N. B., Willis, B. L., Rohatgi, A., McGuire, D. K., de Lemos, J. A., Grundy, S. M., Berry, J. D. & Khera, A. (2018). Long-Term Association of Low-Density Lipoprotein Cholesterol With Cardiovascular Mortality in Individuals at Low 10-Year Risk of Atherosclerotic Cardiovascular Disease. Circulation, 138(21), 2315–2325. https://doi.org/10.1161/circulationaha.118.034273
- Furman, D., Campisi, J., Verdin, E., Carrera-Bastos, P., Targ, S., Franceschi, C., Ferrucci, L., Gilroy, D. W., Fasano, A., Miller, G. W., Miller, A. H., Mantovani, A., Weyand, C. M., Barzilai, N., Goronzy, J. J., Rando, T. A., Effros, R. B., Lucia, A., Kleinstreuer, N. & Slavich, G. M. (2019). Chronic inflammation in the etiology of disease across the life span. Nature Medicine, 25(12), 1822–1832. https://doi.org/10.1038/s41591-019-0675-0