Genetik vs. Epigenetik – warum der Unterschied entscheidend ist
Epigenetik: Die kleine Schwester der Genetik mit großem Einfluss auf unser Leben

Gerd Altmann
In den letzten Jahren hat die Wissenschaft ein faszinierendes neues Kapitel in der Biologie aufgeschlagen: die Epigenetik. Während sich die klassische Genetik mit den Bausteinen unseres Lebens – den Genen – und ihrer Vererbung beschäftigt, geht die Epigenetik einen entscheidenden Schritt weiter. Sie zeigt, wie unsere Umwelt, unser Lebensstil und sogar unsere Gedanken Einfluss darauf nehmen können, wie unsere Gene sich verhalten.
Genetik – der Bauplan des Lebens
Die Genetik ist die Grundlage der modernen Biologie. Sie beschäftigt sich mit der DNA, also der Erbsubstanz, die in nahezu jeder Zelle unseres Körpers gespeichert ist. Diese DNA enthält den genetischen Code, also die Bauanleitung für Proteine, die für Struktur, Funktion und Regulation aller biologischen Prozesse verantwortlich sind.
Unsere genetische Ausstattung wird uns bei der Geburt mitgegeben – wir erben sie von unseren Eltern. Lange Zeit galt sie als unveränderlich – als eine Art Schicksal.
Epigenetik – der Regisseur hinter den Genen
Die Epigenetik hingegen erforscht die Mechanismen, die darüber entscheiden, welche Gene in welcher Zelle zu welchem Zeitpunkt aktiv oder inaktiv sind - ohne dass die DNA-Sequenz selbst verändert wird. Diese so genannten epigenetischen Veränderungen entstehen durch chemische Modifikationen, zum Beispiel durch das Anhängen von Methylgruppen an die DNA oder an Histone (die Proteine, um die die DNA gewickelt ist).
Besonders spannend ist, dass diese Prozesse stark von äußeren Faktoren beeinflusst werden. Ernährung, Stress, Bewegung, Schlaf, Umweltgifte oder soziale Erfahrungen - all das kann epigenetische Spuren hinterlassen, die unser genetisches Verhalten verändern.

Warum das wichtig ist – und Hoffnung macht
Der größte Unterschied zwischen Genetik und Epigenetik liegt also in der Beeinflussbarkeit. Unsere Gene mögen festgelegt sein - aber ob sie „lesen“ oder „schweigen“, das können wir zu einem großen Teil selbst beeinflussen.
Diese Erkenntnis eröffnet völlig neue Perspektiven auf Gesundheit, Altern und Krankheitsrisiken:
- Warum entwickeln eineiige Zwillinge trotz gleicher Gene unterschiedliche Krankheiten?
- Wie kann ein gesunder Lebensstil das Risiko für Alzheimer, Krebs oder Herzkrankheiten senken – auch bei familiärer Vorbelastung?
- Welche Rolle spielen Meditation, Mikronährstoffe oder Fasten bei der Regulation unserer Genaktivität?
Antworten liefert die Epigenetik – und das macht sie zu einem Schlüsselthema der Langlebigkeits-Forschung.
Fazit
Während die Genetik den Bauplan unseres Körpers liefert, entscheidet die Epigenetik darüber, wie dieser Plan umgesetzt wird. Oder anders ausgedrückt:
Unsere Gene sind das, was wir geerbt haben – doch wie wir leben, entscheidet darüber, was daraus wird.
Referenzen
Publiziert
10.4.2025
Kategorie
Science
Experte
In den letzten Jahren hat die Wissenschaft ein faszinierendes neues Kapitel in der Biologie aufgeschlagen: die Epigenetik. Während sich die klassische Genetik mit den Bausteinen unseres Lebens – den Genen – und ihrer Vererbung beschäftigt, geht die Epigenetik einen entscheidenden Schritt weiter. Sie zeigt, wie unsere Umwelt, unser Lebensstil und sogar unsere Gedanken Einfluss darauf nehmen können, wie unsere Gene sich verhalten.
Genetik – der Bauplan des Lebens
Die Genetik ist die Grundlage der modernen Biologie. Sie beschäftigt sich mit der DNA, also der Erbsubstanz, die in nahezu jeder Zelle unseres Körpers gespeichert ist. Diese DNA enthält den genetischen Code, also die Bauanleitung für Proteine, die für Struktur, Funktion und Regulation aller biologischen Prozesse verantwortlich sind.
Unsere genetische Ausstattung wird uns bei der Geburt mitgegeben – wir erben sie von unseren Eltern. Lange Zeit galt sie als unveränderlich – als eine Art Schicksal.
Epigenetik – der Regisseur hinter den Genen
Die Epigenetik hingegen erforscht die Mechanismen, die darüber entscheiden, welche Gene in welcher Zelle zu welchem Zeitpunkt aktiv oder inaktiv sind - ohne dass die DNA-Sequenz selbst verändert wird. Diese so genannten epigenetischen Veränderungen entstehen durch chemische Modifikationen, zum Beispiel durch das Anhängen von Methylgruppen an die DNA oder an Histone (die Proteine, um die die DNA gewickelt ist).
Besonders spannend ist, dass diese Prozesse stark von äußeren Faktoren beeinflusst werden. Ernährung, Stress, Bewegung, Schlaf, Umweltgifte oder soziale Erfahrungen - all das kann epigenetische Spuren hinterlassen, die unser genetisches Verhalten verändern.

Warum das wichtig ist – und Hoffnung macht
Der größte Unterschied zwischen Genetik und Epigenetik liegt also in der Beeinflussbarkeit. Unsere Gene mögen festgelegt sein - aber ob sie „lesen“ oder „schweigen“, das können wir zu einem großen Teil selbst beeinflussen.
Diese Erkenntnis eröffnet völlig neue Perspektiven auf Gesundheit, Altern und Krankheitsrisiken:
- Warum entwickeln eineiige Zwillinge trotz gleicher Gene unterschiedliche Krankheiten?
- Wie kann ein gesunder Lebensstil das Risiko für Alzheimer, Krebs oder Herzkrankheiten senken – auch bei familiärer Vorbelastung?
- Welche Rolle spielen Meditation, Mikronährstoffe oder Fasten bei der Regulation unserer Genaktivität?
Antworten liefert die Epigenetik – und das macht sie zu einem Schlüsselthema der Langlebigkeits-Forschung.
Fazit
Während die Genetik den Bauplan unseres Körpers liefert, entscheidet die Epigenetik darüber, wie dieser Plan umgesetzt wird. Oder anders ausgedrückt:
Unsere Gene sind das, was wir geerbt haben – doch wie wir leben, entscheidet darüber, was daraus wird.